Tina nimmt sich Zeit, reist extra an, um uns vor ihrer Erwerbs-Arbeit eine Tour zu geben. Großartig! Ganz allgemein ist es eine entspannte Atmosphäre hier in der SuperCoop in Berlin. Es ist Freitag, die Tour beginnt gegen zehn Uhr. Wir erfragen, was sie motiviert hat dabei zu sein und welche Wünsche sie für ihre Coop hat.
Autorin: Beatrice Stude
Tina deckt derzeit circa 50 Prozent ihres Bedarfes an Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs mit den Einkäufen in ihrer SuperCoop. Sie ist erst seit Februar 2022 dabei und in diesen wenigen Monaten hat sie stetig mehr und mehr eingekauft.
„Wenn ich im Kiez leben würde, würde ich wohl an die 90 Prozent hier einkaufen!“
Als sie zu SuperCoop kam, war sie arbeitslos und nutzte die Ratenzahlung für den Genossenschaftsanteil, das erleichterte ihr den Einstieg. 100 Euro ist der Genossenschaftsbeitrag, plus 10 Euro Anmeldegebühr. Eine Ratenzahlung ist möglich, und kann auf bis zu zwei Jahre aufgeteilt werden. Seit einiger Zeit gibt es bei SuperCoop auch ein Soli-Programm: Menschen können Mitgliedschaften in der Genossenschaft verschenken. Einen Sozialtarif gibt es nicht.
Wichtig ist Tina, dass nicht alles bio und hochpreisig ist – vor allem auch für Studis und Menschen in Elternzeit: Gute Produkte müssen leistbar sein, da es immer mal Phasen geben kann, wo das Geld knapp ist.
Seit Tina bei SuperCoop ist, fragt sie sich viel öfter:
„Wo kommt das her? Wer hat das erzeugt? Egal wo sie einkauft. Früher hat sie nur auf die Zutatenliste geschaut.“
Es braucht klare Regeln
Es gibt Konsequenzen bei Nicht-Erscheinen zur Mitarbeitschicht. Dann muss sich das Mitglied erklären. Und, die versäumte Schicht, wie auch eine Extra-Schicht nachholen.
„Wer hier mitmacht, geht eine Verpflichtung ein – das sollte mir klar sein.“
‚Hey du hast deine Schicht versäumt, bitte hole diese nach und trage dich für eine Extra-Schicht ein‘, so eine E-Mail wird dann an das Mitglied versandt. Es kann viele Gründe geben, warum jemand ausfällt, zum Beispiel eine längere Krankheit. Dann gibt es einen Dialog zwischen Mitglied und Mitgliederbüro und es wird eine Lösung gefunden.
Wer seine versäumte Schicht und die Extra-Schicht nicht bald nachholt, ist für das Einkaufen gesperrt. Es könnte bis zum Ausschluss von der Genossenschaft kommen. Das kam aber noch nicht vor und es kommt kaum vor, dass Mitglieder nicht mehr einkaufen kommen können.
„Ich habe in vielen Projekten gearbeitet, heute bin ich viel strenger. Das ist wichtig. Vor allem bei einem jungen Projekt, wenn du nicht streng bist entsteht schnell der Eindruck, dass du es schleifen lässt.“
Flying shifts und feste Mitarbeitsschichten
Das Angebot in fester oder flexibler Mitarbeitsschicht zu arbeiten ist eine Reaktion auf die Bedürfnisse der Mitglieder – sodass diese ihre Mitarbeit gut in ihr Leben eintakten können.
Diejenigen, die »flying shifts«, also flexibel Schichten übernehmen, schauen wo ihre Mitarbeit am dringendsten gebraucht wird. Durch »flying shifts« können Mitglieder auch Vorarbeiten. Das nutzen vor allem Mitglieder die selbstständig sind: Wenn in ein paar Monaten ein großer Auftrag ansteht oder ein Theaterprojekt bei Künstler*innen, dann können sie entspannt vorarbeiten, wenn sie beruflich weniger zu tun haben.
Das Gegenstück sind die festen Schichten, die sind immer am gleichen Tag zur selben Uhrzeit – alle vier Wochen. Ein Aspekt den viele daran mögen, ist, dass sie dadurch immer im selben Team arbeiten. Für die festen Schichten gibt es eine*n Teamleiter*in. Sie*er wird teils vom Vorstand vorgeschlagen, teils vom Team selbst.
Jeden Tag an dem die SuperCoop geöffnet ist, gibt es fünf Mitarbeitsschichten, von 8 Uhr in der Früh bis 21 Uhr am Abend. Die SuperCoop öffnet unter der Woche um 10 Uhr, am Samstag um 9 Uhr. Die Kassaschicht muss immer besetzt sein. Wenn nichts los ist, arbeiten die Mitglieder der Kassaschicht derweil woanders mit, sie räumen Regale ein oder übernehmen das was gerade zu tun ist.
Tina macht »flying shifts« und teilt sich am Anfang des Monats dafür ein.
„Wenn überall die Motivation so hoch wäre wir hier in der SuperCoop, mein Gott, wäre die Gesellschaft produktiv!“
Wer Schichten tauschen will oder muss, kann dies über slack, einen Instant-Messenger, tun: im Kanal #Looking for a stand-in. Zum Beispiel, wenn das Kind oder du selbst krank bist. Es gibt einen Stand-by Modus von Mitgliedern, die einspringen. Wer hochschwanger ist oder länger, beispielsweise an Covid, erkrankt ist, kann sich im Mitgliederbüro entschuldigen, also abmelden – dann wird eine individuelle Lösung gefunden.
Eintragen für Schichten
Die Morgen und die Abendschicht sind die vollsten: Morgens ist der Fokus auf Waren verräumen und Mindesthaltbarkeitsdatum prüfen. Abends steht vor allem die Reinigung an. Die Mitglieder tragen sich nach ihren Vorlieben ein. Die mittleren Schichten übernehmen eher Menschen, die sich flexibel ihre Zeit einteilen können. Wer sich für Schichten in die Tapir Software zur Schichtenverwaltung einträgt, kann sich beispielsweise nur für die Kassaschicht eintragen, wenn sie oder er auch die Schulung dafür schon gemacht hat.
Soziale Vielfalt & Schulpraktika
Die Vielfalt bei SuperCoop weiter auszubauen, dass sieht Tina als herausfordernde Aufgabe an. Ihr geht es dabei vor allem um soziale Vielfalt: Wie können sie für die SuperCoop vor allem Menschen gewinnen, die derzeit »struggeln«, also kämpfen, um über die Runden zu kommen? Wie können diese Menschen in die Gemeinschaft geholt und eingebunden werden?
Wenn sich alles im Betrieb eingeschliffen hat, wünscht sich Tina, das sie in der SuperCoop Praktikas anbieten. Ihr ist es ein großes Anliegen, dass bereits junge Menschen in ihren Schul-Pflicht-Praktikas Einblicke und Erfahrungen sammeln können – und lernen das Wirtschaft auch anders geht.