Wir begeben uns auf die Fährte unseres Gemüses: Zum Biohof Mader am Rande der Stadt Wien.
Es ist sechs Uhr in der Früh an einem Freitag im Oktober, der Himmel über Ottakring leuchtet noch blauschwarz. Nur vereinzelt sind Menschen auf den Straßen unterwegs, als sich MILA-Vorstandsmitglied David Jelinek mit seinem schwarzen Ford nach Essling in den 22. Bezirk Wiens zum Biohof Mader aufmacht. Jede Woche kommen so etwa Salatparadeiser, Radieschen, Melanzani oder Kürbis erntefrisch für den Verkauf in den MILA-Minimarkt.
Über den Gärten und Gemüsefeldern liegt noch Nebel, als das Auto die mit „Bio-Austria“ beschilderten Tore der Auernheimergasse 71 erreicht. Hier erstreckt sich der Biohof in der Nähe der Donau-Auen des Nationalparks auf einer Gesamtfläche von rund sechs Hektar. Zwischen alten Glashäusern und einigen Folientunnels sind auch Spielgeräte für die jüngsten Mitglieder des Familienbetriebs zu sehen. Die Familie Mader bewirtschaftet hier in zweiter Generation den Hof, seit 1995 biologisch.
Auf dem Gelände teilt gerade Johann Mader die 23 Mitarbeiter*innen ein. „Zweimal wurden wir schon vertrieben“, erzählt er. Ursprünglich seit Generationen in Simmering ansässig, musste 1991 der Betrieb in Kagran der zunehmenden Verbauung weichen. Lässt man hinter den Glashäusern auf den Feldern den Blick schweifen, sieht man auch in Essling in der Ferne die umliegenden Siedlungsblocks. Die direkt angrenzenden Flächen werden jedoch landwirtschaftlich genutzt und sind als Wald und Wiese gewidmet. Das Feld des Nachbarn würde der Gemüsebauer gerne dazunehmen, mit etwas mehr Fläche könnte er durch Zwischenbegrünungen die Vitalität der Böden steigern und müsste weniger Kompost zukaufen. Künstliche Dünger und Pflanzenschutzmittel kommen nicht zum Einsatz, stattdessen viel Handarbeit.
In einem der Folientunnel setzen die Arbeiter gerade den Wintersalat aus, in einem anderen Gebäude werden Karotten sortiert. Das ganze Jahr über gibt es eine vielfältige Ernte an Gemüse, Kräutern und Salaten. Selbst Ingwer, Kurkuma und Süßkartoffeln werden am Biohof angebaut. Ein Drittel des Ertrags verkauft die Familie direkt über den eigenen Abhof-Laden, ein weiteres Drittel geht an alternative Vertriebspartner wie MILA und der Rest, insbesondere in den erntestarken Sommermonaten, an Bio-Großhändler.
Im Sommer erfolgt der Anbau von Kohlgemüse wie Broccoli und Karfiol, die ab Ende Oktober geerntet werden. Hitze macht diese Arbeit zwar mühsam, steigert jedoch den Ertrag etwa bei Paradeisern – allerdings müssen dafür die Temperaturen in der Nacht fallen. Im Sommer werden die Folientunnel auch eingeweißt, das kühlt ohne Strom. Eine Herausforderung ist aber die Spinnmilbe. Dieser Schädling mag Temperaturen über 20 Grad, ihr natürlicher Feind aber Temperaturen darunter. „Der Trick ist, die Spinnmilben schon vor der ersten Hitze nachhaltig zu bekämpfen“, erläutert Mader.
Über zehn Steigen voller Gemüse und Salate lädt David Jelinek in sein Auto. Er selbst schätzt auch die Produkte des Biohofs. „Die Frische schmeckt man richtig“, sagt er. Es ist schon reger Betrieb auf den Straßen Wiens, als er gegen acht Uhr vor den MILA-Minimarkt in Ottakring einparkt. Zwei MILA-Mitglieder warten schon auf ihn, um seine Fuhre zu entladen. Ab 9 Uhr liegen das Gemüse und die Salate dann im Minimarkt zum Einkauf auf.